Dienstag, Oktober 31, 2006

Das Senfkorn wächst und wird zu einem Baum

(31. Oktober 2006 - Lk 13, 18-21)

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Das Gleichnis vom Senfkorn, das aufgeht und zum Baum wird, in dessen Äste dann die Vögel nisten können versteht jedes Kind.

In diesem besonders kleinen Senfkorn ist der ganze Baum begründet. Ein Bild für die Kirche - die sich auf ein rein historisch gesehen auch sehr kleines Ereignis stützt.

Ich kann das Gleichnis vom Senfkorn aber auch individuell für meinen persönlichen Glauben verstehen. Das Reich Gottes ist nicht nur in der Welt, es ist auch in mir. Auch hier kann das "Senfkorn" auf fruchtbaren Boden fallen und gedeihen. Mein Glaube wird dann fruchtbar und die Menschen und Dinge um mich werden wie Vögel, die in seinen Ästen nisten können.

Samstag, Oktober 28, 2006

Es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.

(Samstag, 28. Oktober 2006 - Lk 6, 12-19)

Jesus beruft die zwölf Apostel und hebt sie damit aus der Menge seiner Verehrer heraus. Diese besondere Zuwendung besiegelt deren Schicksal, denn das Zeugnis, das sie abgeben, bedeutet am Ende für jeden von ihnen den Tod (ausgenommen Johannes, der als einziger eines natürlichen Todes gestorben ist und Judas, den nicht sein Zeugnis für Jesus getötet hat, sondern der eigene Strick).

Das Gebet am Berg ist für mich eine besonders schöne Metapher der Zurückgezogenheit und Gottesnähe. Ich gehe selbst sehr gern auf einen Berg, die Natur und die Anstrengung des Aufstiegs sind gute Voraussetzungen für Besinnung und eine spezielle Art der Kontemplation.

Der eigentliche Kern des heutigen Evangeliums ist für mich aber die Erzählung über die Menschen, die zu Jesus drängen, weil sie sich Heilung erhofften. Gottesnähe ist in jeder Hinsicht heilsam. Und wenn ich dieses Heil umfassend und auf mein Inneres gerichtet verstehe, dann kann ich diese Erfahrung mit meinem eigenen Leben bestätigen.

Freitag, Oktober 27, 2006

Die Zeichen der Zeit deuten

(27. Oktober 2006 - Lk 12,54-59)

Im heutigen Evangelium spricht Jesus von den Zeichen der Zeit, die wir nicht richtig deuten können. Er macht das zum Vorwurf, nennt uns deswegen sogar "Heuchler".

Mir erscheit Jesus hier wie ein Lehrer vor seinen Schülern, der ein vergleichsweise unglaubliches Wissen und einen endlosen Horizont hat und der kurz einmal pädagogische Tugenden wie die Geduld vergisst um zu zeigen, was wir eigentlich sind: Unwissende.

Es ist ja nicht so, dass ich die Zeichen der Zeit nicht deuten will, ich kenne diese Zeichen ja nicht einmal. Wovon spricht er eigentlich frage ich mich.

Jesus vergleicht unseren Zustand mit einem Weg zum Gericht, der uns immer noch Gelegenheit zu einem Ausgleich mit unserem Gegner bietet. Wir aber scheinen diese letzte Gelegenheit zu verschlafen und der Text vermittelt Jesu Zorn wegen dieses stupiden Verhaltens.

Wenn ich weiterdenke, dann führe ich diese Blindheit auf eine Verschlossenheit des Herzens zurück. Ein Zeichen vor Augen haben und ein Zeichen erkennen, das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Mir fällt dazu der Text eines geistlichen Liedes ein:

Öffne meine Ohren, heiliger Geist. Damit ich Deine Botschaft höre.
Öffne meine Augen, heiliger Geist. Damit ich die Schönheit der Schöpfung sehe.
Öffne meinen Geist, Heiliger Geist. Damit ich Deine Botschaft glaube.
Öffne meinen Mund, Heiliger Geist. Damit ich Deiner Herrlichkeit Zeugnis gebe.
Öffne meine Hände, heiliger Geist. Damit ich deine Hilfe fasse.
Öffne mein Gemüt, heiliger Geist. Damit ich Deine Nähe liebe.
Öffne mein Herz, heiliger Geist. Damit ich Deine Liebe spüre.

Eine Aufgabe, die sich aus dem heutigen Evangelium für mich stellt, ist sicher das Forschen nach den Zeichen der Zeit, von denen Jesus spricht. Um sie dann vielleicht auch deuten zu können.

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern Spaltung.

(26. Oktober 2006)

Mein Leben ist der Ernstfall.
Mein Glaube ist der Ernstfall.
Die heutige Stelle des Evangeliums weist auf die Brisanz der Botschaft Jesu hin - und darauf, was es bedeutet, sich in seine Nachfolge zu stellen.

Die Lehre, um die es Jesus geht, ist folgenschwer. Es liegt viel Radikales in ihr und Radikalität eckt immer an. Wer sich öffentlich bekennt, wird suspekt - unter Umständen sogar in der eigenen Familie. Ich selbst denke mir beim Schreiben meiner Zeilen in diesem Weblog immer wieder, wie sie wohl auf meine Bekannten und Freunde wirken würden, sollten sie sie zu lesen bekommen.

Aber: Ich lebe lieber ungewöhnlich!

Mittwoch, Oktober 25, 2006

Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden

(25. Oktober 2006)

Auch heute wieder der Ruf nach Bereitschaft und Wachsamkeit. Die äußert sich vor allem im Umgang mit den Gütern, die uns anvertraut sind. Aber was könnte das sein?

Zunächst einmal natürlich die Menschen, die uns begegnen. In jedem Menschen Gott finden - und entsprechend mit ihm umgehen, das wäre die Beziehungspflege, die ich selbst aus dem Evangelium herauslese. Eine solche Einstellung ließe eigentlich viele Dinge nicht zu, die das tägliche Beisammensein von Menschen heute wie selbstverständlich bestimmen. Als da wäre die Wertschätzung des Menschen nach materiellen und anderen äußerlichen Merkmalen - um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.

Ich denke aber, es geht nicht nur um diesen einen Aspekt, wenn das Evangelium Rechenschaft fordert. Wenn ich an die Stelle denke, in der Jesus von den Talenten spricht, die uns gegeben sind, dann zeigt sich die viel weitere Relevanz dieses Wortes für unser Leben.

Wem Gott sich gezeigt hat - in welcher Form auch immer - dem wurde etwas gegeben, das sein Leben verändert. Er darf danach nicht mehr so tun, als hätte es dieses Ereignis nie gegeben. (Vielleicht kann er das auch nicht) Dem Hören muss das Tun folgen und dieses Tun äußert sich wiederum in der Weise, in der wir unsere Güter verwalten.

Sicher geht es dabei um innere Werte - den Glauben - den wir so pflegen müssen, dass er für die Welt um uns fruchtbar wird. Und es geht auch um die materiellen Dinge, die unser Leben ja ganz wesentlich bestimmen. Anselm Grün schreibt in seinem Buch "Mystik und Eros" sinngemäß, dass auch in der Weise, wie wir mit den Dingen umgehen, eine gewisse Erotik liegen kann. In der Wahrnehmung und in der Behandlung unserer Dinge kann ich nachlässig sein, schlampig und abschätzig, oder aber auch bewusst und sorgfältig - und dabei werde ich dann auch meine Freude haben.

Materielle Werte sind auch aus der Sicht des Glaubens keine Unwerte, im Gegenteil. Sie bestimmen fundamental unser Leben und ich muss ihnen deswegen auch eine besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Und gerade in dieser Hinsicht wurde uns im reichen Teil der Erde viel gegeben.

Alleine die heutige Stelle des Evangeliums ließe sich zur Grundlage einer umfassenden menschlichen Ethik machen, trägt sie doch eine Logik in sich, der man sehr einfach folgen kann, wenn man guten Willens ist.

Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt

Die Geschichte der Christen und auch meine persönliche Glaubensgeschichte ist ganz wesentlich bestimmt vom Warten. Es ist das ein Warten auf eine besondere Berührung, von der ich in meinem Leben immer wieder auch angenommen habe, dass sie von Gott kommt. Diese Berührung kommt für mich meist unverhofft. In Momenten, in denen ich nicht damit rechne, bricht etwas auf, das Sehnsucht nach etwas nicht einfach zu Beschreibendem weckt. Am ehesten kann ich es als die "Sehnsucht nach Heilung" bezeichnen.

Das Evangelium vom Warten auf den Herrn, der in sein Haus zurück kommt führt mir vor Augen, dass Warten keine ausschließlich passive Betätigung ist. Im Warten vollziehen wir eine ganz bestimmte Grundhaltung, die uns für das Erwartete öffnet und positiv stimmt. Das ist wichtig, damit das Ziel unserer Erwartung auf fruchtbaren Boden fällt, wenn es endlich eintritt. Das wird nicht möglich sein, wenn wir ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt schlafen. Etwas, dem man nicht durch Vorbereitung einen Raum geschaffen hat, wird nicht einfach Platz greifen können in uns. Nicht, dass es unmöglich wäre, aber "selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt".

Ich bereite mich auf das Kommen des Herrn vor, indem ich ihm schon jetzt in meiner Welt Raum gebe. Es ist mein fester Vorsatz, mit Gott an meiner Seite durch das Leben zu geben um dann von seinem Kommen nicht ganz und gar überrascht und überrumpelt zu werden.