Mittwoch, Oktober 25, 2006

Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden

(25. Oktober 2006)

Auch heute wieder der Ruf nach Bereitschaft und Wachsamkeit. Die äußert sich vor allem im Umgang mit den Gütern, die uns anvertraut sind. Aber was könnte das sein?

Zunächst einmal natürlich die Menschen, die uns begegnen. In jedem Menschen Gott finden - und entsprechend mit ihm umgehen, das wäre die Beziehungspflege, die ich selbst aus dem Evangelium herauslese. Eine solche Einstellung ließe eigentlich viele Dinge nicht zu, die das tägliche Beisammensein von Menschen heute wie selbstverständlich bestimmen. Als da wäre die Wertschätzung des Menschen nach materiellen und anderen äußerlichen Merkmalen - um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.

Ich denke aber, es geht nicht nur um diesen einen Aspekt, wenn das Evangelium Rechenschaft fordert. Wenn ich an die Stelle denke, in der Jesus von den Talenten spricht, die uns gegeben sind, dann zeigt sich die viel weitere Relevanz dieses Wortes für unser Leben.

Wem Gott sich gezeigt hat - in welcher Form auch immer - dem wurde etwas gegeben, das sein Leben verändert. Er darf danach nicht mehr so tun, als hätte es dieses Ereignis nie gegeben. (Vielleicht kann er das auch nicht) Dem Hören muss das Tun folgen und dieses Tun äußert sich wiederum in der Weise, in der wir unsere Güter verwalten.

Sicher geht es dabei um innere Werte - den Glauben - den wir so pflegen müssen, dass er für die Welt um uns fruchtbar wird. Und es geht auch um die materiellen Dinge, die unser Leben ja ganz wesentlich bestimmen. Anselm Grün schreibt in seinem Buch "Mystik und Eros" sinngemäß, dass auch in der Weise, wie wir mit den Dingen umgehen, eine gewisse Erotik liegen kann. In der Wahrnehmung und in der Behandlung unserer Dinge kann ich nachlässig sein, schlampig und abschätzig, oder aber auch bewusst und sorgfältig - und dabei werde ich dann auch meine Freude haben.

Materielle Werte sind auch aus der Sicht des Glaubens keine Unwerte, im Gegenteil. Sie bestimmen fundamental unser Leben und ich muss ihnen deswegen auch eine besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Und gerade in dieser Hinsicht wurde uns im reichen Teil der Erde viel gegeben.

Alleine die heutige Stelle des Evangeliums ließe sich zur Grundlage einer umfassenden menschlichen Ethik machen, trägt sie doch eine Logik in sich, der man sehr einfach folgen kann, wenn man guten Willens ist.

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