Montag, Dezember 18, 2006

Jesus - Gott ist mit uns

(Montag, 18. Dezember 2006 - Mt 1,18-24)

Josef merkt, dass Maria schwanger ist und will sich von ihr in aller Stille zu trennen. Da offenbart ihm ein Engel, dass durch Jesus Heilung in die Welt kommen soll und er vom Heiligen Geist ist. So nimmt er Maria zur Frau und wird gesetzlicher Vater von Jesus.

Josef ist ein einfacher Mann. Zimmermann. Aber im Glauben sind wir alle Laien - und einfach. Die Grundhaltung des Glaubens ist eine bestimmte Bescheidenheit im Geist. Damit meine ich nicht Naivität aber das Wissen darum, dass unserem Verstand Grenzen gesetzt sind. Nur weil ich etwas nicht begreifen kann bedeutet das längst nicht, dass es unmöglich ist.

Josef kann die Worte des Engels eigentlich nur gehört aber nicht begriffen haben. Weil es für den menschlichen Verstand nicht begreifbar ist. Was er erkennt und begreift ist, dass Gott durch den Engel zu ihm spricht und ihn ruft. Und diesem Ruf folgt er ohne Zögern und ohne Unsicherheit. Diese Einfachheit und Gutgläubigkeit (im besten Sinne) wünsche ich mir auch für mich und für meinen Glauben. Als wäre es für mich ganz selbstverständlich, dass Gott in mein Leben derart massiv und bestimmend eingreift.

Die Namensgebung für Jesus ist wiederum eine ganz besondere Botschaft. Jesus - das bedeutet: Gott ist mit uns. Wann immer ich den Namen ausspreche, bekenne ich auch diese große und erlösende Zusage Gottes.

Wenn ich den Namen Jesu meditiere dann ist das ein Versinken in der Gegenwart Gottes in meinem Leben.

Freitag, Dezember 15, 2006

Diese Generation gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen

Jesus spricht über die Menschen, die Johannes den Täufer als von einem Dämon besessen bezeichnen, weil er fastet und ihn selbst als Fresser und Säufer, weil er isst und trinkt. Eine Generation, die Kindern gleicht.

Es ist die Beliebigkeit, mit der die Menschen in der Einschätzung der Welt und der Zeichen, die sie wahrnehmen, vorgehen. So sind sie wie Kinder, die ebenfalls nicht wissen, wie sie die Dinge einordnen sollen. Sie verstehen nicht, deshalb können sie auch nicht angemessen reagieren.

Die Wahrheit - sagt Jesus - bewährt sich in den Taten, die sie bewirkt. Nur sie hat Bestand, während alles andere zerbröselt und nichtig wird.

Was den Menschen fehlt, ist ein Maßstab, eine Orientierungshilfe, mit der sie die Dinge der Welt und die Dinge des Glaubens begreifen können. Diesen Maßstab bietet die Prüfung, ob etwas wahr ist oder nicht. Hat etwas keinen Bestand, dann brauchen auch wir unser Herz nicht daran hängen sondern können es getrost verwerfen. Es hat sich nicht bewährt.

Donnerstag, Dezember 14, 2006

Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein.

(14. Dezember 2006 - Hl. Johannes vom Kreuz - Lk 14, 25-33)

Vorbemerkung: Zu dieser Perikope habe ich schon am 8. November ein paar Gedanken aufgeschrieben.

Wie hoch ist der Preis für die Ewigkeit? Es gibt nur einen Weg für mich, in der Nachfolge Jesu ein gelungenes Leben mit dem Paradies als Ziel zu führen. Jesus nennt dafür eine entscheidende Vorbedingung: Ich muss mein Kreuz tragen. Den Weg gehen, den Jesus schon vor mir gegangen ist. Das ist nicht gerade der Aufruf zu einem Leben, das dem Weg des geringsten Widerstandes folgt. Das hört sich überhaupt nicht bequem und meiner Bedürfnislage entsprechend an. Ganz im Gegenteil.

Jesus erwartet ein bewußtes Ja zu den Dingen, die mir aufgetragen sind, seien sie nun erwünscht oder unerwünscht.

Wenn ich darüber nachdenke, dann habe ich den Eindruck, mein ganzes Leben besteht in erster Linie aus dem Bemühen, es mir zu richten. Zu schauen, dass ich - in welchem Bereich auch immer - meine Schäfchen ins Trockene bringe und ein beschauliches Leben in aller Bequemlichkeit führe.

Die Herausforderung, die Jesus ausspricht, hört sich nach etwas ganz anderem an. Achte die Menschen gering, die dir eigentlich etwas bedeuten. Das heißt soviel wie: Achte alles gering, was Dich umgibt. Nur dann hast Du die Chance, das Wesentliche zu erkennen. Nur dann kannst Du mein Jünger sein.

Ich will an meine Aufgaben in der Weise herangehen, in der ich den Geist Jesu am besten erfülle. Was für ein Vorsatz. Gerade bin ich wieder gefallen, aber ich stehe schon wieder auf.

Mittwoch, Dezember 13, 2006

Ihr wisst weder den Tag, noch die Stunde


Zehn Jungfrauen warten lange auf das Kommen des Herrn. Während fünf von ihnen auch auf ein langes Warten gut vorbereitet sind, geht den anderen dabei das Öl für die Lampen aus. Gerade, als sie unterwegs sind, um Öl nach zu holen, kommt der Bräutigam, und sie sind ausgeschlossen.

Anmerkung: zu dieser Perikope habe ich bereits einmal etwas geschrieben, am Fest der Hl. Cäcilia am 22. November.

Ich bin nicht zum Spielen hier. Mein Glaube verlangt von mir Ernsthaftigkeit und Vorausschau. Wenn ich Jesus nachfolgen will, dann lässt das keine Beliebigkeit in meiner Lebensführung zu.

Unsere Gesellschaft, die so stark von Konsum und der ständigen Verfügbarkeit aller Dinge geprägt ist, die wir brauchen oder meinen zu brauchen hat uns von dem Gedanken entfremdet, Vorräte anzulegen oder einen Mangel einzukalkulieren. Wir leben von der Hand in den Mund und schleppen dabei doch so viel Ballast mit uns herum. Das aber, was wir wirklich brauchen - wie in der heutigen Evangeliumsstelle das Öl für unsere Lampen - tragen wir nicht mit uns.

Ich sollte nicht mit den Vorbereitungen auf das Kommen des Bräutigams beginnen, wenn er schon unterwegs ist. Ich weiß nicht, wann er kommt aber es wäre gut, ein Leben zu führen, das den Anbruch des Reiches Gottes für mich persönlich im Tod oder für die ganze Menschheit am Ende der Zeit nicht zu einer bösen Überraschung werden lässt.

Meine Krüge kann ich auf vielfältige Weise mit Öl füllen. Vor allem aufmerksamen Gebet und in der von Christus geprägten Arbeit an meiner inneren Einstellung zur Welt und den Menschen um mich herum.

Wenn ich im entscheidenden Moment gehetzt beginnen muss, letzte Vorbereitungen zu treffen, versäume ich das Wesentliche.

Dienstag, Dezember 12, 2006

Keiner soll verloren gehen


Der Hirte sucht das verlorene Schaf. Auch Gott will nicht, dass "einer von diesen Kleinen" verloren geht.

Jesus spricht wieder einmal in einem Gleichnis - und macht es uns damit so einfach, ihn zu verstehen.

Heute sagt er mir: Gott nimmt sich meiner an. Egal, wie gering ich selbst mich achte, egal wie relativ ein einzelnes Menschenleben im Vergleich zur Masse der Menschen gesehen wird, ich stehe in der Mitte seiner Zuwendung. Für Gott ist nichts unmöglich und mich hat er in seine Hand geschrieben.
Und gerade, wenn ich mich verirre, dann sucht er mich. Ein Fehltritt führt nicht dazu, dass er den Gedanken an mich verwirft, im Gegenteil. Wenn ich fern bin von Gott, dann ruft er mich, sucht er mich, rettet mich und holt mich zurück.

Mir fällt das Gleichnis des verlorenen Sohnes ein, der wieder heim findet zum Vater. Die Vorgeschichte spielt keine Rolle für Gott, wenn der, den er zur Umkehr führt, sich darauf einlässt. Und das Wohlwollen Gottes ist unendlich. Wenn ich schon meinen Kindern mit einem Lächeln begegnen kann, wenn sie auch Unsinn treiben, wenn ich schon fest davon überzeugt bin, dass sie niemals meine Liebe zu ihnen verwirken können, wie viel sicherer und zuverlässiger ist dann erst die Liebe Gottes, der mich erschaffen hat?

Das Evangelium heute sagt: "Gott will nicht, dass einer von diesen Kleinen verloren geht". Er meint damit auch mich und ich weiß, was Gott will, das bewirkt er - wenn ich es nur zu lasse.

Montag, Dezember 11, 2006

Steh auf, nimm Deine Bahre und geh!

(Montag, 11. Dezember 2006 - Lk 5, 17-26)

Jesus vergibt einem gelähmten Mann seine Sünden. Schriftgelehrte sehen das als Gotteslästerung und Jesus heilt den Gelähmten, um in ihren Augen seine Vollmacht zu bestätigen.

Das heutige Evangelium zeigt die Größe Jesu im Vergleich zu den Menschen, die ihn umgeben, prüfen und kritisieren. Ich erkenne, mit welch anderen Augen Jesus die Welt sieht. Was zu allererst ins Auge springt, die Behinderung des Mannes, der zu ihm gebracht wird, darauf geht er zunächst gar nicht ein. Für ihn liegt da ein Mann, der an seine Kraft glaubt und sich von ihm Heilung erhofft. Und diese Hoffnung, diesen Glauben, belohnt Jesus mit der Vergebung der Sünden.

Was mag in dem Gelähmten da vor sich gehen, wenn er diese Vergebung erfährt - und dann nichts mehr. Ja, und? - möchte ich an seiner Stelle fragen. Du vergibst mir meine Sünden und mein körperliches Leiden lässt Dich unberührt? Du befreist mich nicht von dieser Einschränkung, die mich zu einem Krüppel macht?

Aber es ist nicht der Gelähmte, der sich beklagt, es sind die Schriftgelehrten, für die die Vergebung der Sünden ein Skandal ist. Wegen ihnen tut Jesus das zweite Wunder, weil er weiß, sie sind Menschen und ein sichtbares Zeichen seiner Macht wird für auch für sie leichter zu begreifen sein. Aber er lässt keinen Zweifel daran, was das eigentlich große Ereignis dieser Szene ist. Es geht um die Befreiung der Seele, die den Menschen heil macht. Vor dieser wichtigen Aufgabe scheint Jesus das körperliche Leiden beinahe zu übersehen, er konzentriert sich auf das Wesentliche.

Wer die Vergebung der Sünden erlangt, für den ergibt sich alles andere beiläufig. Das Handeln Jesu setzt einen neuen Maßstab, der auch mir heute hilft, die Unzulänglichkeiten und Anstrengungen des Lebens dort zu lassen, wo sie eben sind. Körperliches Leiden ist nicht Nichts, aber worum es zuerst gehen soll, ist das Heil der Seele.

Donnerstag, Dezember 07, 2006

Ich bin der gute Hirt. Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.


Jesus spricht von sich selbst als dem Guten Hirten, der sein Leben hingibt für seine Schafe.
Die Berufung des Hirten ist leicht zu erkennen. Sein Lebenszweck ist es, sich gut um seine Herde zu kümmern.
Jesus kümmert sich um mich - das ist die Zusage, dass ihm mein Wohlergehen ein Anliegen ist, dass er sein Leben unter das Zeichen dieses Kümmerns gestellt hat.
Noch bevor Jesus mein Hirte sein kann, muss ich ihm anvertraut sein, muss ich selbst mich ihm anvertrauen. Denn wieder einmal habe ich als Mensch die Wahl. Jesus warnt mich, nicht den bezahlten Knechten zu vertrauen, die ganz anderen Prinzipien folgen und denen das eigene Wohl am wichtigsten ist. Er sagt mir seinen ganzen Einsatz zu, sein Leben. Und das sind nicht nur leere Worte, er verfolgt diesen Weg und gibt am Ende sein Leben tatsächlich und ganz.
Anselm Grün schreibt, Jesus ist gestorben, damit wir glauben und ihm nachfolgen können.
Darin liegt der Sinn der Hingabe seines Lebens. Damit wir uns auf diesen Weg einlassen können. Damit wir erkennen, dass er der gute Hirte ist und wir uns ihm anvertrauen können. Denn Gott kennt die Hürden, die unser Verstand uns setzt und über die wir kaum springen können. Deswegen setzt er dieses gewaltige Zeichen, dessen wichtigste Botschaft lautet: Ich meine es ernst mit den Menschen, mit Dir persönlich. Hör auf, Dein Leben zu verspielen und glaube.

Mittwoch, Dezember 06, 2006

Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe


Jesus sendet Menschen aus, die den Völkern das Reich Gottes verkünden sollen. Dafür gibt er ihnen bestimmte Verhaltensregeln.

Im heutigen Evangelium geht es ans "Eingemachte". Jesus organisiert die Verkündigung des Reiches Gottes. Er stellt eine Mannschaft zusammen, mit der das Werk gelingen soll. Beim Lesen hat man tatsächlich den Eindruck, dass es sich hier um eine Befehlsausgabe handelt. Er gibt Anweisungen, durch deren Befolgung die Gesandten als seine Jünger erkennbar sein werden. "Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus!"

Das Reich Gottes lebt und wächst mit der Verkündigung. Mit dem Beispiel, das ich als Christ anderen gebe, in Worten und in Taten.
* Nehmt keinen Geldbeutel mit. - Meine Geldbörse trage ich in der hinteren rechten Hosentasche, sie drückt mir ständig ins Sitzfleisch.
* Nehmt keine Vorratstasche mit. -Meine Tasche, eine ständige Begleiterin, kann ich beinahe nicht verschließen, weil sie so voll ist.
Christliches Leben verträgt keinen Ballast. Ich muss versuchen, von den Dingen weg zu kommen, die mich vom Wesentlichen ablenken. Ich brauche kein radikaler Wüstenprediger zu werden, aber wenn ich mich leichter mache, werde ich sicher auch freier für Gott und freier für die Menschen, die mir aufgetragen sind.
Und mehr und mehr muss ich mein Christsein auch als Auftrag verstehen, meinen Mitmenschen ein Zeichen für die Nähe Gottes zu setzen.

Dienstag, Dezember 05, 2006

Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden

(Dienstag, 5. Dezember 2006 - Lk 10, 21-24)

Jesus klärt seine "Mission" mit den Worten: "Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden"

Nach Jesu Worten hat Gott den Weisen und Klugen verborgen, was er den Unmündigen offenbart hat. Warum tut er das? Was erwartet er sich von mir, damit er sich mir offenbart? Was ist die richtige Glaubenshaltung? Ich kann dieses Wort doch unmöglich als Aufforderung verstehen, bei meiner Suche nach Gott auf meinen Verstand zu verzichten.

Wenn ich bedenke, welche Eigenschaft den "Weisen und Klugen" überlicherweise zu eigen ist, dann fällt mir ein Wesenszug ganz besonders auf: Der Zweifel.

Und wenn ich an den Unmündigen denke, vorbehaltlos und wohlmeinend, dann entdecke ich bei ihm die Eigenschaft der Gutgläubigkeit.

Der Zweifler sagt: "Kann es sein? Ist es wirklich wahr? Es ist doch zu unwahrscheinlich. Wahrscheinlich erliege ich einer Täuschung, womöglich bilde ich mir alles nur ein. Ich will mich an die Fakten halten und an das, was geschrieben steht."

Der Unmündige hört das Wort Jesu und glaubt. Wenn ich nicht werde wie ein Kind, kann ich nicht in das Himmelreich gelangen.

Der Kluge und Weise ist auch ein Rechner, und in dieser Rolle steht er sich selbst im Weg. Es gibt nichts aus seinem Erfahrungsschatz, aus seinem Lebenshintergrund, mit dem er Gottes Tun an den Menschen erklären und verstehen könnte. Erst wenn er akzeptiert, dass Gott Gott ist und damit eben der ganz Andere, dann kann er mit dem Blick des Herzens Gottes Willen erkennen, den er an den Menschen vollzieht - durch seinen Sohn Jesus.

An Jesus führt für mich kein Weg zum Glauben vorbei. Jesus sagt: "Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden." Das ist meine Chance. Denn in Jesus ist Gott selbst Mensch geworden, nichts ist ihm fremd von den Tiefen und Abgründen meines Lebens. Und trotzdem wendet er sich mir zu und will, dass ich Gott als den liebenden Vater erkenne. Indem ich zum Kind Gottes werde, fällt es mir leicht, zu glauben.

Montag, Dezember 04, 2006

Herr, ich bin es nicht wert, dass Du mein Haus betrittst.

(Montag, 4. Dezember 2006 - Mt 8, 5-11)

Jesus begegnet einem Hauptmann, der ihn um Hilfe bittet. Er erkennt Jesu Macht wie selbstverständlich als real für sein Leben an.

Wie gerne wäre ich diesem Jesus selbst einmal begegnet - so real und fassbar, wie damals jener Hauptmann. Wie besonders ist doch das Wort Jesu: "Ich will kommen, und ihn gesund machen." - Keine Fragerei, keine Vorbedingung, der Glaube des Hauptmanns wird von Jesus nicht erfragt. Und dann ist es der Hauptmann, der diese schöne Antwort findet: "Herr, ich bin es nicht wert, dass Du mein Haus betrittst."

Es ist das ein Gebet, das ich selbst oft bete, im Gottesdienst, in der Begegnung mit Jesus Christus. Wenn ich ihn in mich aufnehme, weiß und spüre ich dasselbe: "Ich bin es nicht wert, dass Du mein Haus betrittst."

Aber Jesus fragt nicht, er bietet sich einfach an. Ich brauche ihm ohnehin nicht zu sagen, welche Dinge das sind, die mich unwürdig machen. Er sieht ja bis auf den Grund meines Herzens.
Wenn ich aufhöre, mit mir selbst beschäftigt zu sein und ein diffuses peinliches Gefühl zu pflegen bei dem Gedanken, dass Gott alles in mir kennt, dann kann ich ihn bitten, in mir ans Werk zu gehen. Dann kann ich Jesus alles zutrauen und ihn um Heilung bitten.

Der Hauptmann erkennt die Macht und Befugnis Jesu an. Mit einer Selbstverständlichkeit, die nur dem geläufig ist, der glaubt.

Mittwoch, November 29, 2006

Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.

(Mittwoch, 29. November 2006 - Lk 21, 12-19)


Jesus schildert den Jüngern, wie es Ihnen schlecht ergehen wird und sagt ihnen dennoch zu, dass ihnen "kein Haar gekrümmt wird".

Im heutigen Evangelium spricht Jesus von der Bewährung. Er spricht vom Glauben in Situationen, in denen es darauf ankommt, zu bekennen und daran fest zu halten. Im Gefängnis, in der Verfolgung werden wir Zeugnis ablegen können und man fragt sich natürlich sofort: "Mit welchen Konsequenzen"? Jesus sagt: "Manche von Euch wird man töten [...] und doch wird Euch kein Haar gekrümmt werden.

Ich kann diese Worte nur verstehen, wenn ich die "Welt" mit den Augen Jesu sehe. Wenn ich glaube, dass der Tod besiegt ist, dann kann mir durch ihn auch kein Haar gekrümmt werden. Dann folgen wir im Tod nur Jesus in seinem Weg nach, der mich zum uneingeschränkten Leben führt. So sagt er mir zu: "Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen".

Jesus erwartet von mir, mich nicht auf meine eigene Weisheit zu verlassen. Er verspricht mir, in den entscheidenden Momenten bei mir zu sein und mir die Worte einzugeben, die erreichen, wofür Gott sie bestimmt hat. Eine Erfahrung, die ich selbst schon einige Male gemacht habe - dass ich mich gefragt habe: "Woher kommt das alles, wer hat diese Worte in mich gepflanzt". Ein Gefühl, dass in mir noch mehr ist als meine eigene Persönlichkeit, dass Gott in mir wohnt und mich zum Werkzeug für sich macht. Denn Gott bleibt in mir, wenn ich in ihm bleibe und er wirkt in mir und durchdringt - wenn ich es zulasse - mein Tun und Denken, mein Handeln und Sprechen.

Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen. Auch wenn ich nicht in unmittelbarer Verfolgung lebe, so bin ich doch oft in Bedrängnis. Sorgen und Ängste besetzen mich, der Lärm der Welt übertönt die oft leise Stimme Gottes in mir. Dann kann ich mich bewähren, in mich gehen, Treue üben und Gott bekennen. So kann ich letztlich auch dieser Bedrängnis etwas Gutes abgewinnen, weil sie mich - wenn ich mich darin bewähre - im Glauben stärkt.

Dienstag, November 28, 2006

Kein Stein bleibt auf dem anderen

(Dienstag, 28. November 2006 - Lk 21, 5-11)

Jesus spricht von der Vergänglichkeit des Tempels und seiner Zerstörung. Und er warnt davor, bis dahin falschen Propheten nachzufolgen.

Nichts von dem , was Menschen geschaffen haben, bleibt ewig. Auch der Tempel in Jerusalem wird eines Tages zerstört sein. Jesus spricht vom Ende der Zeit, vom Untergang der Welt, der bevorsteht. Alles wird dann neu geordnet und die Dinge, die heute noch große Bedeutung haben, werden dann nichtig. Und trotz dieser großartig anmutenden Prophezeihung sehe ich ein anderes Wort Jesu hier im Vordergrund:

"Lauft ihnen nicht nach!" - so warnt er die Apostel eindringlich vor falschen Propheten. Lasst euch nicht von Menschen aufs Glatteis führen, die vorgeben, in meinem Namen zu handeln. Im Grunde genommen ist der Appell, den Jesus an mich richtet, ein Aufruf zur Gelassenheit. Selbst wenn der ganze Kosmos in Bewegung gerät - halte still und warte auf mein Kommen. Am Ende steht die Ankunft Gottes und der Beginn seines Reiches..

Ein Aufruf zur Gelassenheit, der mich Dinge des alltäglichen Lebens mit anderen Augen sehen lässt. Vor Gott wird alles relativ und angesichts von Krieg, Erdbeben und Hungersnöten sind meine Sorgen vielleicht sogar Kleinigkeiten. Die Katastrophen, die nach den Worten Jesu seiner Wiederkunft vorausgehen werden, sollen einen neuen Maßstab provozieren. Die Menschen werden vorbereitet um zu erkennen, was wirklich wichtig ist.

Ich weiß Gott an meiner Seite. Er hat es mir zugesagt und wird mich gerade dann nicht verlassen, wenn die Not am drängendsten ist. Wenn Himmel und Erde vergehen, weiß ich mich geborgen in Gottes Hand.

Montag, November 27, 2006

Gott nimmt ein besonderes Maß

(Montag, 27. November 2006 - Lk 21, 1-4)

Jesus beobachtet im Tempel eine Witwe, die nur wenig in den Opferkasten werfen kann. Dieses Opfer erhebt er über die Opfergaben derer, die "nur von ihrem Überfluss" einen Teil geben.
Worum geht es Gott bei meinem Tun? Woran werde ich gemessen?

Aus der Sicht des Glaubens ist nicht meine Leistungsfähigkeit die oberste Richtschnur. Es geht nicht darum, in einen Wettbewerb mit anderen einzutreten und dann vielleicht zu unterliegen, weil ich mit einer schlechten Ausgangssituation halt Pech gehabt habe.

Mit Gottes Elle lerne ich neu messen. Es zählen nicht die absoluten Werte von Geld und Reichtum, sozialer Stellung und Reputation. Gott schaut nicht darauf, wie voll meine Taschen sind. Ein jeder Mensch soll nach seinen Möglickeiten tun, was geht. So verstehe ich auch viel besser, warum es dem Reichen so schwer fällt, ins Reich Gottes zu gelangen.

Als von Gott reich Beschenkter bin ich auch viel mehr gefordert, zu geben und zu teilen. Und hier nur an Geld zu denken, wäre sicherlich zu kurz gegriffen. Es geht um die Talente, die mir gegeben wurden, die Frucht bringen sollen und dann zu einer Quelle des Guten für mich und für andere werden können. Was ich mir erworben habe, entspringt nicht nur meinem eigenen Bemühen. Denn alles Gute kommt von Gott, ich soll also nicht anfangen zu rechnen - dabei kann ich nur verlieren.

Freitag, November 24, 2006

Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein.

(Freitag, 24. November 2006 - Lk 19, 45-48)

Jesus geht in den Tempel und vertreibt die Geschäftemacher, die sich dort breit gemacht haben.

Der Tempel ist eine Gottesstätte. Hier soll der Draht zwischen Gott und den Menschen besonders kurz sein und die Begegnung mit ihm gelingen. Aber da sind all die Händler, Geschäftemacher und Marktschreier, die dir jede Innerlichkeit rauben. Selbst an diesem heiligen Ort stellen sie sich noch in den Weg und versuchen, die Menschen abzulenken.

Jesus stellt das wieder richtig. Er setzt den Tempel wieder als das ein, was er ist. Ein Haus des Gebetes.

Die Botschaft, die mich heute von dieser Stelle des Evangeliums erreicht, lautet: Du bist ein Tempel für den Herrn. Halte ihn würdig und mache ihn zu einem Ort der Begegnung mit Gott.

Die Händler aus dem Tempel von Jerusalem sind auch in mir. Sie schreien mir ins Ohr und wollen mich zu diesem und jenem bewegen. Sie sind da, weil ich ihnen Zutritt gewährt habe - in Momenten der Schwäche und der Achtlosigkeit.

Es gibt aber Momente der Stille, in denen ich erahne, wie gut ein Leben ohne diese lauten Verführer wäre. Dann nehme ich mir vor, wieder einmal aufzuräumen oder noch besser: Jesus aufräumen zu lassen. Dann ist es Zeit für Umkehr und Neubeginn. Einen Neubeginn, den ich immer wieder in meinem Glauben setzen muss - und der wohl immer zuerst mit der Vertreibung der Marktschreier aus meinem inneren Tempel beginnen muss.

Donnerstag, November 23, 2006

Du hast die Zeit der Gnade nicht erkannt.

(Donnerstag, 23. November 2006 - Lk 19, 41-44)


Jesus sieht die Stadt Jerusalem und weint über das Schicksal, das sie zerstören wird - weil sie die Zeit der Gnade nicht erkannt hat.


Durch die Botschaft und die Lehre Jesu wurde vieles in uns gelegt. In dem, was er uns gesagt hat, liegt das Potenzial der Erlösung und Befreiung. Jesus weint über Jerusalem. Er weint über die verlorene Chance, die "vergebene Liebesmüh'". Es ist tragisch, dass die Menschen seiner Zeit nicht der Lehre gefolgt sind, die er uns verkündet hat. Mit dem Wissen um die Weisheit Jesu steigt unsere Verantwortung im Glauben. Und es steigt die Gefahr, zurückzufallen, zu vergessen, die Chance zu vergeben.


Ich will die Zeit der Gnade erkennen. Ich will eine entsprechende Antwort geben auf die Zuwendung, die Gott mir schenkt. Er, der viel Größere, der ganz Andere findet mich wertvoll genug, mir in seiner Gnade zu begegnen. Diese Erkenntnis macht mich bereit für den nächsten Schritt.

Mittwoch, November 22, 2006

Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!

(Mittwoch, 22. November 2006, Hl. Cäcilia, Mt 25, 1-13)
Zehn Jungfrauen warten mit Öllampen auf den Herrn. Fünf von ihnen geht das Licht aus, weil sie nicht vorgesorgt haben. Sie versäumen die Ankunft des Bräutigams und sind ausgeschlossen.

Eine Öllampe ist ein banaler Gegenstand. Und das Öl, das ihre Flamme nährt, ist leicht verfügbar, wenn man sich darum kümmert. Das heutige Evangelium beinhaltet gerade deswegen eine besonders wichtige Botschaft für mich, die direkt in meinem Leben Platz greifen kann.

Die Dinge des Alltags müssen geordnet sein, damit ich dann, wenn es darauf ankommt, das Wesentliche nicht versäume.

Ein ungeordnetes Leben, ständige Defizite, verbrauchen zu viel von meinen geistigen und geistlichen Ressourcen. Wir können die Wirklichkeit, in der wir Leben und die uns viel abverlangt, nicht verneinen. Nur ein Leben in Balance gibt mir die Möglichkeit, meinen Blick ungefährdet auf etwas Größeres zu richten, auf Gott, meine Mitmenschen oder auf wichtige Ziele, die ich mir gesetzt habe.

Es ist wichtig, dass mir nicht die "nachgeordneten" Dinge in die Speichen fallen, nur weil ich mich zur richtigen Zeit nicht um sie gekümmert habe. Daher gehört es zu meiner christlichen Verantwortung, mein Lebensumfeld sorgfältig zu gestalten. Denn auch, wenn hier nicht das Eigentliche liegt, um das es mir gehen soll, so kann es mich doch daran hindern, zu Gott und meinen Mitmenschen zu gelangen.

Dienstag, November 21, 2006

Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, ist für mich Bruder, Schwester, Mutter

(Dienstag, 21. November 2006 - Mt 12, 46-50)

Jesus bezeichnet jene als Mutter, Schwester und Bruder, die den Willen seines himmlischen Vaters erfüllen.

Nachdem ich den Gedanken darüber hinter mir lasse, dass im heutigen Evangelium Jesus seinen "Brüdern" begegnet, kann ich meinen Blick auf das Wort richten: "Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter".

Eine wichtige Botschaft, die ich aus der Lehre Jesu immer wieder heraushöre, lautet:
Es gibt die Ordnung der Menschen und es gibt die Ordnung Gottes.

Jesus bezeichnet hier die Gemeinschaft der Glaubenden als seine Familie. Der Glaube sprengt die Bindungen der menschlichen Ordnung und verweist auf einen größeren, universelleren Kontext. Es geht hier nicht um eine Abwertung menschlicher Beziehungen. Jesus lässt in seinen Worten das Reich Gottes durchscheinen, in dem alles anders ist und in dem - wie ich annehme - auch Beziehungen neu definiert werden.

Ich sehe die Möglichkeit, dass die Beziehung zu Jesus eine Qualität erreichen kann, die der Tiefe guter menschlicher Beziehungen gleicht,und vielleicht sogar übertrifft. Damit wird er für mich noch persönlicher, noch leichter ansprechbar.

Montag, November 20, 2006

Ich möchte wieder sehen können.

(Montag, 20. November 2006, Lk 18, 35-43)

Ein Blinder möchte wieder sehen können. Als er Jesus darum bittet, wird er von ihm geheilt.

Ich verstehe das Evangelium des heutigen Tages als ein Bild für meinen Glauben in schwierigen Zeiten. Wenn ich die Ergriffenheit durch Gott nicht wirklich spüren kann, dann bete ich in ähnlicher Weise. Gott, ich möchte Deine Nähe wieder spüren, ich habe Sehnsucht nach Deinem Licht.

Thomas von Aquin betet angesichts des Leibes und Blutes Jesu: "Ich komme wie ein Blinder zum Licht der ewigen Klarheit". Das ist es, was der Blinde im Evangelium sich ebenso wünscht wie ich für mein Leben: Ein klares Bild. Gewissheit. Gottes sinnliche oder spürbare Gegenwart.

Durch Gottes Erbarmen und liebende Zuwendung werde ich diese Klarheit wieder erlangen. Bis dahin warte ich und bleibe im Glauben, der in dieser Zeit nüchterner ist und einer Erinnerung folgt, die auf Momenten der Erkenntnis Gottes beruht.

Freitag, November 17, 2006

Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

(Freitag, 17. November 2006 - Joh 15, 1-8)

"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch."

Bleiben. Wer bleibt, ist treu. Jesus fordert mich zur Treue auf. Dazu hat er auch allen Grund, denn eine der größten Gefahren für meinen Glauben ist es, ihn wieder einschlafen zu lassen. Einfach zu vergessen. Es ist ja nicht immer so, dass man seine Berufung ohne Unterbrechung klar erkennt, dass man den roten Faden zu Gott immer klar vor Augen hat. In solchen Zeiten ist es wichtig, Treue zu üben und auf das Wort Jesu zu vertrauen, dass er in mir bleibt, wenn ich in ihm bleibe.

Meine Arbeit verliert eine wichtige Dimension, wenn ich sie losgelöst von meinem Glauben vollbringe. Sie bringt dann keine Frucht, sagt Jesus. Ich verstehe das so, dass sie ihre Nachhaltigkeit aus der Sicht des Glaubens verliert. Sie hat vielleicht einen kurzfristigen materiellen Wert, wird aber seelenlos.
Für den Heiligen Benedikt ist die Arbeit ein Test, ob das Gebet stimmt. (Anselm Grün) Und stimmt das Gebet, dann bitte ich Gott um alles, was ich will - und werde es erhalten.

Donnerstag, November 16, 2006

Das Reich Gottes ist mitten unter uns


Jesus wird gefragt: "Wann kommt das Reich Gottes". Seine Antwort: "Das Reich Gottes ist schon mitten unter Euch"

Das heutige Evangelium führt mir die engen Grenzen vor Augen, in denen sich unser Denken bewegt. Die Frage, wann denn das Reich Gottes komme, erscheint mir fast kindlich-naiv. Jedenfalls vor dem Hintergrund der Antwort, die Jesus gibt: "Das Reich Gottes ist schon mitten unter Euch!"

"Ja wo denn?" möchte ich fast reflexartig nachfragen. Aber wenn ich diese Frage zunächst einmal zurück halte und nachdenke, wird mir klar, dass Jesus auf eine andere Wirklichkeit verweist, als wir mit unseren fünf Sinnen wahr nehmen können.

Wer geübt ist im Glauben, schärft seinen Sinn für die Gegenwart des Reiches Gottes. Erkennt es, vielleicht nur in Fragmenten. Aber reicht es nicht oft schon, einfach nur zu spüren, dass das Reich Gottes da ist? Ist dieses Erkennen nicht schon eine unglaubliche Beruhigung und ein großartiges Versprechen?

Wenn ich also diese Frage, wo denn das Reich Gottes jetzt ist, nun mir selbst stelle, dann finde ich auch Antworten:

In mir selbst. In dieser stillen Kammer in mir, von der christliche Mystiker sprechen und die mir manchmal offen steht.
Und auch in der Begegnung mit anderen Menschen, wenn diese Begegnung im Geiste Jesu stattfindet.
Das Reich Gottes ist kein "Paralleluniversum", in das wir vielleicht irgendwann einmal im Sterben hinüberdriften. Es durchflutet die ganze Welt und verbindet die Zeiten, alle Menschen und alle Dinge miteinander. In diesem Reich Gottes gibt es kein Verderben und zugrunde Gehen. Ich kann aus Gottes Güte und Umarmung nicht herausfallen, er hat mich in seine Hand geschrieben.

Mittwoch, November 15, 2006

Dein Glaube hat Dir geholfen

Jesus heilt zehn Menschen vom Aussatz. Einer kehrt zurück, um ihm zu danken.

Am Beginn des heutigen Evangeliums steht das Elend der Aussätzigen und das Wunder, das Gott an diesen Menschen tut. Sie bitten ihn: "Hab Erbarmen mit uns". Und das Wunder geschieht. Wer Gott um Erbarmen bittet, dessen erbarmt er sich - vorbehaltslos.

Für einen der zehn Geheilten wird in der Freude über seine Heilung auch dessen Urheber erkennbar. Für ihn ist Gott unmittelbar erfahrbar und spürbar geworden. Er kehrt um zu Jesus und dankt. Und damit geschieht das zweite - vielleicht noch größere Wunder. Jesus sagt zu ihm:

"Steh auf und geh. Dein Glaube hat Dir geholfen."

Für mich sind diese Worte eine Heilszusage. Wer glaubt und bekennt, dem wird eine große Last von den Schultern genommen. Er kann erleichtert und unbesorgt durch das Leben gehen und weiß Gott an seiner Seite.

Steh auf und geh - und halte fest am Glauben, füge ich selbst hinzu. Denn mit dem Glaubensbekenntnis fängt ja auch die Herausforderung an, dieses Bekenntnis in seinem Leben wirken zu lassen. Aber an dieser Stelle des Evangeliums steht erst einmal die Zuwendung Gottes zum Menschen und dessen Antwort darauf im Vordergrund.

Ein glaubender Mensch ist ein verwandelter Mensch. Er sieht alles in einem neuen Licht Nicht mehr die Sorge steht im Vordergrund sondern die Zuversicht, dass Gott ihn begleitet und nicht mehr verlassen wird. Wer glaubt geht durch das Leben als Zeichen für Gottes Gegenwart unter den Menschen.

Dienstag, November 14, 2006

Demut vor Gott

(Dienstag, 14. November 2006 - Lk 17, 7-10)

Jesus wirft uns einen schweren Brocken vor. Wenn wir alles getan haben, was uns befohlen wurde sollen wir sagen: "Wir sind unnütze Sklaven, wir haben nur unsere Schuldigkeit getan".

Ich denke, worüber Jesus spricht, ist meine Haltung vor Gott. Denn Gott ist groß. Und wer sein Leben Gott übertragen hat, der ist ihm unterworfen. Auf den ersten Blick vielleicht kein angenehmer Gedanke, aber er spiegelt wieder, dass die Entscheidung zum Glauben Konsequenzen hat.

Ich bin nicht in der Position, irgendwelche Bedingungen zu stellen. Gott hat mich zuerst geliebt und mich ins Leben gerufen. Ich vertraue darauf, dass er mich nicht fallen lässt und meine Demut sieht.

So warnt mich das heutige Evangelium vor einer falschen Selbstgerechtigkeit. Davor, die Leistungen meines Tages als Verdienst anzusehen, aus dem der Anspruch auf Erlösung entspringt. Am Ende muss sich jeder von Gott erlösen lassen. Ich selbst kann in Demut meine Aufgaben vor Gott erfüllen und darf glücklich sein, wenn das gelingt. Das Verständnis dafür und die Kraft dazu kommt von Gott, der mein Begleiter ist.

Nicht was ich tue, macht mich zum Christen, sondern was ich bin.

Montag, November 13, 2006

Mein Glaube - so groß wie ein Senfkorn

(Montag, 13. November 2006 - Lk 17, 1-6)


"Seht euch vor". Jesus fordert die Menschen auf, sich nicht verführen zu lassen. Seine Warnung gilt beiden Seiten, dem Verführer ebenso wie dem Verführten. Er erwartet von uns, nicht naiv zu sein, nicht zu glauben, wir würden unser Leben sorgenfrei und ungefährdet auf einer Spielwiese verbringen. Unser Leben und unser Glaube sind der Ernstfall.

Die zweite Aufforderung des heutigen Evangeliums lautet, Vergebung zu üben. So oft sie von uns erbeten wird und ohne Vorbehalte. Er trifft hier unsere menschliche Realität, die ein großes Bedürfnis nach Vergebung mit sich bringt. Denn trage ich nicht immer eine Schuld in mir? Gibt es nicht ständig Gelegenheiten, etwas besser zu machen als wir das tatsächlich tun.

Gott, von dem wir auch annehmen dürfen, dass er uns immer wieder vergibt, lässt uns trotz dieser Defizite unsere Würde. Er nimmt unser Unvermögen an und erwartet nur, dass wir uns selbst erkennen und auch unsere Fehler eingestehen. Wenn uns das zur Bitte um Vergebung führt, dann ist das heilsam.

"Stärke unseren Glauben"
Die Bitte der Apostel, Jesus möge ihren Glauben stärken, ist verständlich. Und Jesus stellt wieder einmal große Ansprüche. Eigentlich behauptet er, sie hätten überhaupt keinen Glauben. Denn würden sie glauben, so würde das nach außen hin sichtbar - und überwältigend sein. Er stellt mir nicht mein Bemühen in Abrede, den Glauben zu suchen. Aber er zeigt mir, dass ich noch kaum begriffen habe, was dieser Glaube eigentlich ist. Ich erkenne ihn fast nicht.

Wenn ich mit Gott an meiner Seite durch das Leben gehe, spüre ich, wie vieles möglich wird. Eine Erfahrung, die ich als ersten Schritt meines Glaubens bejahen und bestätigen kann. In diese Erfahrung Gottes möchte ich tiefer eintauchen um so den Glauben zu erlangen, der es mir möglich macht zum Maulbeerbaum zu sagen: "Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden und verpflanz Dich ins Meer" - und er wird es tun.

Freitag, November 10, 2006

Für wen haltet ihr mich?

(Freitag, 10. November 2006 - Mt 16, 13-19)

Wer glaubt, bekennt.
Noch gibt es in unserer Gesellschaft kaum ein Formular, in dem nicht das Religionsbekenntnis einzutragen wäre. Da steht dann bei mir : "römisch - katholisch".
Das eigentliche Bekenntnis, das ich ablege, ist aber nicht römisch-katholisch. Es ist universeller. Es ist das Bekenntnis, das Petrus im heutigen Evangelium vor Jesus ablegt:

"Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes"

Ich lebe meinen Glauben in der Gemeinschaft römisch-katholischer Christen, nicht nur zufällig sondern aus vielerlei Gründen. Aber dieses Bekenntnis, das Petrus für mich spricht, vereint mich mit vielen anderen Menschen, die diese Überzeugung auch in sich tragen.

Und es ist eine jener Fragen, mit denen alles steht und fällt. Für wen halte ich Jesus? Kann ich überzeugt behaupten, ich halte Jesus für Gottes Sohn? Wenn ich auf dem Weg dorthin intellektuelle Gehirnakrobatik betreibe, werde ich mir schwer tun. Gott offenbart sich den Unmündigen, nicht den Klugen und Weisen. Also ist Christsein auch ein Warten auf das Entgegenkommen Gottes, das er uns berührt und uns glauben lässt, was Petrus bekannt hat.

Noch eine Botschaft des heutigen Evangeliums:
Wer das Bekenntnis ablegen kann, für den steht alles offen. Jesus verleiht Petrus nach dessen Bekenntnis Macht und Vollmacht. Schon in dieser Welt wirkt sich Glaube aus - auf unser Tun, auf unsere Gedanken, auf unser Charisma.

Donnerstag, November 09, 2006

Der Tempel des Leibes

(9. November 2006 - Weihe der Lateranbasilika - Joh 2, 13-22)

Als Kinder wurden wir zur Erstkommunion gelehrt: "Euren Leib und eure Seele sollt Ihr zu einem Tempel für Jesus machen". Und bei dieser dramatischen Erzählung, in der Jesus die Händler aus dem Tempel vertreibt, stelle ich mir vor, ich selbst wäre dieser Tempel, in dem aufgeräumt wird.

"Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle"

Ich bin von Gott gedacht als Gefäß, das den Funken des Evangeliums und Gott selbst in sich tragen und bewahren soll. In diesem Sinne darf ich mich dann "heilig" nennen. Das Leben selbst aber füllt diesen Tempel mit Dingen, die hier wirklich nichts verloren haben. Ballast, den ich mit mir herumschleppe, Ungutes, das in mir keimen kann.

Und - um beim Bild der Markthalle zu bleiben - Vieles verkaufe ich auch. Wenn der Preis stimmt, gebe ich viel her. Meine Zeit zum Beispiel. Aufmerksamkeit, Zuneigung und vieles mehr.

Das ist Unrecht. Wer aus dem Vollen schöpft, sollte nicht kleinkrämerisch Geschäfte machen. Wenn Gott mir alles zum Geschenk gemacht hat, wie darf ich dann anfangen zu rechnen?
Ich lasse Jesus in mir - in seinem Tempel - aufräumen und erlebe diese Befreiung aus dem Diktat des Kalküls und der Rechnerei. Sein Zorn reinigt eine heilige Stätte und ich darf mich darüber freuen, immer wieder für kurze Augenblicke diesen Zustand der Heiligkeit zu erleben.

Kurze Augenblicke, denn dann beginne ich wieder, Dinge aufzusammeln, die ich nicht brauche und die mich ganz schnell wieder zu einem ganz menschlichen Menschen machen. Aber es festigt sich die Erinnerung an Gottes heilige Hallen in mir - und die Sehnsucht danach.

Mittwoch, November 08, 2006

Wagnis des Glaubens

(Mittwoch, 8. November 2006 - Lk 14, 25-33)

Beim ersten Hinhören auf das heutige Evangelium klingen die Worte Jesu wie eine Warnung. Es ist die Warnung, nicht leichtfertig in seine Nachfolge zu treten. Die Ernsthaftigkeit, die er einfordert, ist radikal und allumfassend. Sie äußert sich im Aufruf, alles hinter sich zu lassen, was für einen Menschen in dieser Welt von Bedeutung ist. Familie, Vater, Mutter, Frau, Kinder, Freunde, Besitz.

All das hinter mir zu lassen bedeutet für mich nicht: verlassen. Die Einheitsübersetzung bezeichnet es als "gering achten" und bringt damit zum Ausdruck, dass sich die Nachfolge Jesu auf einer anderen Ebene vollzieht. Nach innen gerichtet - ohne Ablenkung - nehme ich meine Berufung ganz ernst. Und werde so dann erst recht zum Segen für die Welt um sich.

Jesus warnt mich davor, meine Kräfte zu überschätzen. Wenn ich mich erst einmal auf den Weg gemacht habe, dann gibt es kein Zurück. Ich muss klar sehen, worauf ich mich einlasse. Muss meinen Rucksack mit Bedacht packen und mir überlegen, welche Tankstellen ich während meiner Reise aufsuchen kann. Ohne Planung und Überlegung geht es nicht.

Das Evangelium drängt zur klugen Abwägung. Und dennoch bin ich im Bemühen, meiner Berufung zu folgen, nicht ganz auf mich allein gestellt. Gott kennt schon jetzt mein Versagen und meine Unzulänglichkeit und sagt mir zu, mich doch nicht Scheitern zu lassen. Wo mein Unvermögen mich hindert, weiter zu gehen, darf ich auf sein Entgegenkommen hoffen. Wenn ich auch für mich die Entscheidung treffen muss, mich auf Gott einzulassen: Alleine bin ich nicht.

Dienstag, November 07, 2006

Ausreden

(Dienstag, 7. November 2006 - LK 14, 15-24)

Das Gleichnis des heutigen Evangeliums lässt sich in bestimmter Hinsicht gut auf die Situation der Christen und auch auf mein persönliches Verhältnis zu Gott anwenden.

Ich zähle mich zu den Eingeladenen, zu denen, die Gott zu sich ruft. Er lädt mich zum Festmahl ein - er weiß, was gut für mich ist und bietet mir dieses Gute an. Schon oft habe ich davon gehört und mein Verstand drängt mich, der Einladung zu folgen.

Trotzdem bin ich zu bequem. Wenn man es bedenkt, eine unglaubliche Situation. Denn die Ausreden, die das Evangelium beschreibt, sind so konkret und so echt, wie sie nur sein können. Oft besteht mein ganzes Leben aus solch einem Konstrukt an Ausreden, die es mir - für jeden nachvollziehbar - unmöglich machen, zu kommen. Leider. Und in diesem "Leider" steckt eine so unglaubliche Impertinenz, dass man den Zorn des Hausherrn gut verstehen kann, der die Oberflächlichkeit meiner Argumente natürlich durchschaut.

Gott bietet mir das Konzept für ein glückliches Leben. Aber er überlässt die Verantwortung der Entscheidung darüber mir. Was hier so einfach klingt, ist in Wahrheit der Stolperstein, der mir rasch zum Verhängnis werden kann. Natürlich kann ich sagen: "Ich sorge mich selbst um mein Leben, um meine Äcker und Ochsengespanne." Der Weg zum Heil führt aber über das Festmahl, das Gott für mich bereitet.

Unser eigener Beitrag zu einem glücklichen Leben hat nur dann einen Sinn, wenn wir auch in der entscheidenden Frage - unser Vertrauen in Gott zu legen und seiner Einladung zu folgen - Ja sagen können.

Montag, November 06, 2006

Das Ende aller Berechnung

(Montag, 6. November 2006 - Lk 14, 12-14)

Jesu Rat lautet, denen Gutes zu tun, von denen wir keine "Rückvergütung" erwarten können. Was wir geben, soll tatsächlich eine Gabe sein, in deren Natur es nun einmal liegt, dass sie geschenkt wird. So handelt Gott. Er schenkt uns das Leben - was könnten wir ihm dafür zurückgeben, das dieses Geschenk aufwiegt? Nichts.

Was ist schon ein Geschenk zur Pflege guter Beziehungen? Im schlimmsten Fall - unter Ausnutzung gesellschaftlicher Gepflogenheiten - der Aufbau einer Schuld, die dem anderen entsteht und die irgendwann auch wieder abgetragen werden muss. So wird das Geschenk zur Farce.

Unter etablierten Mitgliedern unserer Gesellschaft scheint der Gedanke, etwas geschenkt zu bekommen, beinahe unerträglich. Was aber, wenn man etwas als Geschenk annehmen muss? Weil man arm ist beispielsweise, oder weil das Geschenkte so wertvoll ist, dass man unmöglich adäquat darauf reagieren könnte.

Hier wird das Verhältnis beschrieben, das wir zu Gott haben können. Was Gott uns gibt ist so großartig und wertvoll, dass wir es uns nur schenken lassen können - oder es bleiben lassen. Wir haben nichts, das wir Gott zurückgeben könnten, vor ihm sind wir arm und "mittellos". So kann man auch das Wort Jesu verstehen: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher durch die Pforten des Himmels".

Sich beschenken zu lassen - eine Fähigkeit, die ich neu lernen muss. An einer anderen Stelle der Heiligen Schrift sagt Jesus uns auch, wer hier unser Lehrer sein kann: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich gelangen".

Diese Lehre ist so einfach zu verstehen. Man muss sich nicht besonders anstrengen, um Jesus folgen zu können. Er holt uns dort ab, wo wir stehen und zeigt uns, wie wir leben sollen. Und trotzdem ist es so unglaublich schwierig, gerade diesen Weg zu gehen. Weil er in vielen Dingen unseren erlernten Denkmustern widerspricht.

Freitag, November 03, 2006

Gottesliebe Menschenliebe

(3. November 2006 - Mt 22, 34-40)


Endlich!
Besteht unser halbes Leben nicht aus der Suche nach Anhaltspunkten und Orientierungshilfen für ein gutes Leben? Hier greift Jesus einen "Fixstern" aus dem Kosmos vergänglicher und veränderbarer Regeln heraus - das Gebot der Gottesliebe.

"Du sollst den Herrn, Deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen,
ganzer Seele und mit all Deinen Gedanken"

Jesus erkennt aber auch das Unvermögen vieler Menschen, diese innere und umfassende Liebe zu einem Gott zu empfinden, der oft ganz und gar transzendent erscheint. Transzendent und damit abstrakt. Braucht menschliche Liebe nicht immer auch ein Gegenüber? Ein Gegenüber, das sich in das Herz brennen kann? Durch Emotionen wie Liebe, Hass, Sympathie und so weiter?

Daher stellt Jesus dem Gebot der Gottesliebe das Gebot der Nächstenliebe gleichwertig zur Seite.
"Du sollst Deinen nächsten lieben wie Dich selbst"

Hier haben wir die Erdung. Die Richtschnur für mein Christsein ist mein Umgang mit dem Nächsten. Mit dem, den Gott mir auf meinen Weg schickt, gebeten oder ungebeten, geliebt oder gehasst. Wenn ich also verstanden habe, wer mein Nächster ist, dann erhalte ich hier die wahrscheinlich wichtigste Aufgabe für mein Leben.

Damit ergeben sich wichtige Konsequenzen! Für das Reden über den anderen, für den Respekt, mit dem ich meinem Nächsten begegne, für mein Tun und Denken, das den anderen vielleicht auch betrifft.

Wenn ich mit Disziplin und Ausdauer meine äußere Haltung gegenüber meinem Nächsten in diesem Sinn entwickle, darf ich hoffen, dass auch meine innere Einstellung so geformt wird, dass das Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe erfüllt wird. Denn wo finde ich Gott zuerst, wenn nicht in den Menschen um mich?

Donnerstag, November 02, 2006

Ich bin die Auferstehung und das Leben.

(2. Oktober - Allerseelen - Joh 11, 17-27)

Ein Mensch liegt im Grab - Lazarus.

Das Evangelium von Allerseelen weist auf ein besonderes Wunder hin, das Jesus getan hat und noch mehr auf eine besondere Botschaft, die er uns mit gibt.

Lazarus - ein Mensch, dem Jesus sehr nahe gestanden ist, liegt im Grab. Marta trauert über ihren Bruder und hat die Hoffnung verloren. Sie glaubt an Jesus und war davon überzeugt, dass er Lazarus hätte retten können, wenn er nur rechtzeitig gekommen wäre. Nun liegt Lazarus im Grab und der Gedanke, dass er dieses Grab wieder verlassen könnte, übersteigt selbst ihren Glauben und ihre Vorstellungskraft.

Jesus aber zeigt ihr nun, dass er noch größer ist. Er offenbart sich ihr mit gewaltigen Worten. "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt"

Lazarus liegt zu diesem Zeitpunkt schon vier Tage im Grab. Wie lange liege ich schon im Grab? Das Wort Jesu weckt auf zu neuem Leben. Seine Berührung kann niemanden kalt lassen, auch keinen Toten.

Wer eine Glaubens- und Gotteserfahrung machen darf, für den ändert sich alles grundlegend. Man möchte festhalten an diesem Zustand, in dem der Grauschleier wie weggefegt ist von einem neuen Geist. Dieser Grauschleier, der sich über alles legt, wenn uns Routine und Gewohnheit blind machen für viele Wunder, die uns umgeben.

Im Zentrum des heutigen Evangeliums steht nicht die Auf(er)weckung des Lazarus. Die Textstelle endet noch davor und rückt die Selbstoffenbarung Jesu und das Bekenntnis der Marta in die Mitte. Darum geht es letztendlich. Um das Verstehen, dass Jesus Heil ist und Heil bringt. Die Frage an mich ist dabei:

"Glaubst du das"?

Dienstag, Oktober 31, 2006

Das Senfkorn wächst und wird zu einem Baum

(31. Oktober 2006 - Lk 13, 18-21)

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Das Gleichnis vom Senfkorn, das aufgeht und zum Baum wird, in dessen Äste dann die Vögel nisten können versteht jedes Kind.

In diesem besonders kleinen Senfkorn ist der ganze Baum begründet. Ein Bild für die Kirche - die sich auf ein rein historisch gesehen auch sehr kleines Ereignis stützt.

Ich kann das Gleichnis vom Senfkorn aber auch individuell für meinen persönlichen Glauben verstehen. Das Reich Gottes ist nicht nur in der Welt, es ist auch in mir. Auch hier kann das "Senfkorn" auf fruchtbaren Boden fallen und gedeihen. Mein Glaube wird dann fruchtbar und die Menschen und Dinge um mich werden wie Vögel, die in seinen Ästen nisten können.

Samstag, Oktober 28, 2006

Es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.

(Samstag, 28. Oktober 2006 - Lk 6, 12-19)

Jesus beruft die zwölf Apostel und hebt sie damit aus der Menge seiner Verehrer heraus. Diese besondere Zuwendung besiegelt deren Schicksal, denn das Zeugnis, das sie abgeben, bedeutet am Ende für jeden von ihnen den Tod (ausgenommen Johannes, der als einziger eines natürlichen Todes gestorben ist und Judas, den nicht sein Zeugnis für Jesus getötet hat, sondern der eigene Strick).

Das Gebet am Berg ist für mich eine besonders schöne Metapher der Zurückgezogenheit und Gottesnähe. Ich gehe selbst sehr gern auf einen Berg, die Natur und die Anstrengung des Aufstiegs sind gute Voraussetzungen für Besinnung und eine spezielle Art der Kontemplation.

Der eigentliche Kern des heutigen Evangeliums ist für mich aber die Erzählung über die Menschen, die zu Jesus drängen, weil sie sich Heilung erhofften. Gottesnähe ist in jeder Hinsicht heilsam. Und wenn ich dieses Heil umfassend und auf mein Inneres gerichtet verstehe, dann kann ich diese Erfahrung mit meinem eigenen Leben bestätigen.

Freitag, Oktober 27, 2006

Die Zeichen der Zeit deuten

(27. Oktober 2006 - Lk 12,54-59)

Im heutigen Evangelium spricht Jesus von den Zeichen der Zeit, die wir nicht richtig deuten können. Er macht das zum Vorwurf, nennt uns deswegen sogar "Heuchler".

Mir erscheit Jesus hier wie ein Lehrer vor seinen Schülern, der ein vergleichsweise unglaubliches Wissen und einen endlosen Horizont hat und der kurz einmal pädagogische Tugenden wie die Geduld vergisst um zu zeigen, was wir eigentlich sind: Unwissende.

Es ist ja nicht so, dass ich die Zeichen der Zeit nicht deuten will, ich kenne diese Zeichen ja nicht einmal. Wovon spricht er eigentlich frage ich mich.

Jesus vergleicht unseren Zustand mit einem Weg zum Gericht, der uns immer noch Gelegenheit zu einem Ausgleich mit unserem Gegner bietet. Wir aber scheinen diese letzte Gelegenheit zu verschlafen und der Text vermittelt Jesu Zorn wegen dieses stupiden Verhaltens.

Wenn ich weiterdenke, dann führe ich diese Blindheit auf eine Verschlossenheit des Herzens zurück. Ein Zeichen vor Augen haben und ein Zeichen erkennen, das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Mir fällt dazu der Text eines geistlichen Liedes ein:

Öffne meine Ohren, heiliger Geist. Damit ich Deine Botschaft höre.
Öffne meine Augen, heiliger Geist. Damit ich die Schönheit der Schöpfung sehe.
Öffne meinen Geist, Heiliger Geist. Damit ich Deine Botschaft glaube.
Öffne meinen Mund, Heiliger Geist. Damit ich Deiner Herrlichkeit Zeugnis gebe.
Öffne meine Hände, heiliger Geist. Damit ich deine Hilfe fasse.
Öffne mein Gemüt, heiliger Geist. Damit ich Deine Nähe liebe.
Öffne mein Herz, heiliger Geist. Damit ich Deine Liebe spüre.

Eine Aufgabe, die sich aus dem heutigen Evangelium für mich stellt, ist sicher das Forschen nach den Zeichen der Zeit, von denen Jesus spricht. Um sie dann vielleicht auch deuten zu können.

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern Spaltung.

(26. Oktober 2006)

Mein Leben ist der Ernstfall.
Mein Glaube ist der Ernstfall.
Die heutige Stelle des Evangeliums weist auf die Brisanz der Botschaft Jesu hin - und darauf, was es bedeutet, sich in seine Nachfolge zu stellen.

Die Lehre, um die es Jesus geht, ist folgenschwer. Es liegt viel Radikales in ihr und Radikalität eckt immer an. Wer sich öffentlich bekennt, wird suspekt - unter Umständen sogar in der eigenen Familie. Ich selbst denke mir beim Schreiben meiner Zeilen in diesem Weblog immer wieder, wie sie wohl auf meine Bekannten und Freunde wirken würden, sollten sie sie zu lesen bekommen.

Aber: Ich lebe lieber ungewöhnlich!

Mittwoch, Oktober 25, 2006

Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden

(25. Oktober 2006)

Auch heute wieder der Ruf nach Bereitschaft und Wachsamkeit. Die äußert sich vor allem im Umgang mit den Gütern, die uns anvertraut sind. Aber was könnte das sein?

Zunächst einmal natürlich die Menschen, die uns begegnen. In jedem Menschen Gott finden - und entsprechend mit ihm umgehen, das wäre die Beziehungspflege, die ich selbst aus dem Evangelium herauslese. Eine solche Einstellung ließe eigentlich viele Dinge nicht zu, die das tägliche Beisammensein von Menschen heute wie selbstverständlich bestimmen. Als da wäre die Wertschätzung des Menschen nach materiellen und anderen äußerlichen Merkmalen - um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.

Ich denke aber, es geht nicht nur um diesen einen Aspekt, wenn das Evangelium Rechenschaft fordert. Wenn ich an die Stelle denke, in der Jesus von den Talenten spricht, die uns gegeben sind, dann zeigt sich die viel weitere Relevanz dieses Wortes für unser Leben.

Wem Gott sich gezeigt hat - in welcher Form auch immer - dem wurde etwas gegeben, das sein Leben verändert. Er darf danach nicht mehr so tun, als hätte es dieses Ereignis nie gegeben. (Vielleicht kann er das auch nicht) Dem Hören muss das Tun folgen und dieses Tun äußert sich wiederum in der Weise, in der wir unsere Güter verwalten.

Sicher geht es dabei um innere Werte - den Glauben - den wir so pflegen müssen, dass er für die Welt um uns fruchtbar wird. Und es geht auch um die materiellen Dinge, die unser Leben ja ganz wesentlich bestimmen. Anselm Grün schreibt in seinem Buch "Mystik und Eros" sinngemäß, dass auch in der Weise, wie wir mit den Dingen umgehen, eine gewisse Erotik liegen kann. In der Wahrnehmung und in der Behandlung unserer Dinge kann ich nachlässig sein, schlampig und abschätzig, oder aber auch bewusst und sorgfältig - und dabei werde ich dann auch meine Freude haben.

Materielle Werte sind auch aus der Sicht des Glaubens keine Unwerte, im Gegenteil. Sie bestimmen fundamental unser Leben und ich muss ihnen deswegen auch eine besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Und gerade in dieser Hinsicht wurde uns im reichen Teil der Erde viel gegeben.

Alleine die heutige Stelle des Evangeliums ließe sich zur Grundlage einer umfassenden menschlichen Ethik machen, trägt sie doch eine Logik in sich, der man sehr einfach folgen kann, wenn man guten Willens ist.

Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt

Die Geschichte der Christen und auch meine persönliche Glaubensgeschichte ist ganz wesentlich bestimmt vom Warten. Es ist das ein Warten auf eine besondere Berührung, von der ich in meinem Leben immer wieder auch angenommen habe, dass sie von Gott kommt. Diese Berührung kommt für mich meist unverhofft. In Momenten, in denen ich nicht damit rechne, bricht etwas auf, das Sehnsucht nach etwas nicht einfach zu Beschreibendem weckt. Am ehesten kann ich es als die "Sehnsucht nach Heilung" bezeichnen.

Das Evangelium vom Warten auf den Herrn, der in sein Haus zurück kommt führt mir vor Augen, dass Warten keine ausschließlich passive Betätigung ist. Im Warten vollziehen wir eine ganz bestimmte Grundhaltung, die uns für das Erwartete öffnet und positiv stimmt. Das ist wichtig, damit das Ziel unserer Erwartung auf fruchtbaren Boden fällt, wenn es endlich eintritt. Das wird nicht möglich sein, wenn wir ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt schlafen. Etwas, dem man nicht durch Vorbereitung einen Raum geschaffen hat, wird nicht einfach Platz greifen können in uns. Nicht, dass es unmöglich wäre, aber "selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt".

Ich bereite mich auf das Kommen des Herrn vor, indem ich ihm schon jetzt in meiner Welt Raum gebe. Es ist mein fester Vorsatz, mit Gott an meiner Seite durch das Leben zu geben um dann von seinem Kommen nicht ganz und gar überrascht und überrumpelt zu werden.