Montag, Dezember 11, 2006

Steh auf, nimm Deine Bahre und geh!

(Montag, 11. Dezember 2006 - Lk 5, 17-26)

Jesus vergibt einem gelähmten Mann seine Sünden. Schriftgelehrte sehen das als Gotteslästerung und Jesus heilt den Gelähmten, um in ihren Augen seine Vollmacht zu bestätigen.

Das heutige Evangelium zeigt die Größe Jesu im Vergleich zu den Menschen, die ihn umgeben, prüfen und kritisieren. Ich erkenne, mit welch anderen Augen Jesus die Welt sieht. Was zu allererst ins Auge springt, die Behinderung des Mannes, der zu ihm gebracht wird, darauf geht er zunächst gar nicht ein. Für ihn liegt da ein Mann, der an seine Kraft glaubt und sich von ihm Heilung erhofft. Und diese Hoffnung, diesen Glauben, belohnt Jesus mit der Vergebung der Sünden.

Was mag in dem Gelähmten da vor sich gehen, wenn er diese Vergebung erfährt - und dann nichts mehr. Ja, und? - möchte ich an seiner Stelle fragen. Du vergibst mir meine Sünden und mein körperliches Leiden lässt Dich unberührt? Du befreist mich nicht von dieser Einschränkung, die mich zu einem Krüppel macht?

Aber es ist nicht der Gelähmte, der sich beklagt, es sind die Schriftgelehrten, für die die Vergebung der Sünden ein Skandal ist. Wegen ihnen tut Jesus das zweite Wunder, weil er weiß, sie sind Menschen und ein sichtbares Zeichen seiner Macht wird für auch für sie leichter zu begreifen sein. Aber er lässt keinen Zweifel daran, was das eigentlich große Ereignis dieser Szene ist. Es geht um die Befreiung der Seele, die den Menschen heil macht. Vor dieser wichtigen Aufgabe scheint Jesus das körperliche Leiden beinahe zu übersehen, er konzentriert sich auf das Wesentliche.

Wer die Vergebung der Sünden erlangt, für den ergibt sich alles andere beiläufig. Das Handeln Jesu setzt einen neuen Maßstab, der auch mir heute hilft, die Unzulänglichkeiten und Anstrengungen des Lebens dort zu lassen, wo sie eben sind. Körperliches Leiden ist nicht Nichts, aber worum es zuerst gehen soll, ist das Heil der Seele.