Donnerstag, November 09, 2006

Der Tempel des Leibes

(9. November 2006 - Weihe der Lateranbasilika - Joh 2, 13-22)

Als Kinder wurden wir zur Erstkommunion gelehrt: "Euren Leib und eure Seele sollt Ihr zu einem Tempel für Jesus machen". Und bei dieser dramatischen Erzählung, in der Jesus die Händler aus dem Tempel vertreibt, stelle ich mir vor, ich selbst wäre dieser Tempel, in dem aufgeräumt wird.

"Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle"

Ich bin von Gott gedacht als Gefäß, das den Funken des Evangeliums und Gott selbst in sich tragen und bewahren soll. In diesem Sinne darf ich mich dann "heilig" nennen. Das Leben selbst aber füllt diesen Tempel mit Dingen, die hier wirklich nichts verloren haben. Ballast, den ich mit mir herumschleppe, Ungutes, das in mir keimen kann.

Und - um beim Bild der Markthalle zu bleiben - Vieles verkaufe ich auch. Wenn der Preis stimmt, gebe ich viel her. Meine Zeit zum Beispiel. Aufmerksamkeit, Zuneigung und vieles mehr.

Das ist Unrecht. Wer aus dem Vollen schöpft, sollte nicht kleinkrämerisch Geschäfte machen. Wenn Gott mir alles zum Geschenk gemacht hat, wie darf ich dann anfangen zu rechnen?
Ich lasse Jesus in mir - in seinem Tempel - aufräumen und erlebe diese Befreiung aus dem Diktat des Kalküls und der Rechnerei. Sein Zorn reinigt eine heilige Stätte und ich darf mich darüber freuen, immer wieder für kurze Augenblicke diesen Zustand der Heiligkeit zu erleben.

Kurze Augenblicke, denn dann beginne ich wieder, Dinge aufzusammeln, die ich nicht brauche und die mich ganz schnell wieder zu einem ganz menschlichen Menschen machen. Aber es festigt sich die Erinnerung an Gottes heilige Hallen in mir - und die Sehnsucht danach.

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